Ein Semester an der School of Media and Communications in Leeds
Annika, DH-Studentin Onlinemedien, berichtet über ihr Auslandssemester in Großbritannien.
„Abgesehen vom Brexit – was verbinden Sie mit Großbritannien? Tee trinken, Regenwetter und Fußball? Von Januar bis Juni war ich als Austauschstudentin in England und durfte die britische Kultur etwas näher kennen lernen. In diesen fünf Monaten habe ich unzählige Erfahrungen gemacht: Fahrradfahren auf Irischen Inseln, Student-Radio-Conference in Cardiff, der Will Grigg Song an jeder Straßenecke und in jedem Pub. Und natürlich das „Standard-Kultur-Programm“: Premier League, Full English Breakfast und Wandern im Lake District.
Ergänzt wurde mein Freizeitprogramm durch das Studieren an der University of Leeds. Leeds liegt im Norden von England in der Region Yorkshire. Mit 30.000 Studenten ist die Universität eine der größten und beliebtesten Universitäten in England. Die Idee – ein Auslandssemester an einer britischen Universität – hatte ich schon früh im Studium. Doch bevor ich mich in ein Flugzeug Richtung Leeds setzte, gab es einiges zu organisieren: Uni-Wahl, Fächerwahl, Überzeugen von Schmalz und der DHBW Mosbach, BaföG-Antrag, Uni-Bewerbung, Uni-Zusage bearbeiten, Flug-Buchung, Überweisen der anfallenden Studiengebühren. Ich hatte bereits vor Studien beginn so viel Zeit in mein Auslandssemester investiert, dass ich froh war, als das Studium endlich los ging.
Als Onlinemedien-Studentin war ich der School of Media and Communications untergeordnet. Da es in Leeds mit „New Media“ einen ähnlichen Studiengang gibt, konnte ich die Module wählen, die ich in Mosbach verpasste – eine Grundvorrausetzung, damit das Studium überhaupt möglich war. Die Betreuung vor Ort war trotz größerer Kurse gut. Der Kurs-Aufbau unterschied sich nicht sehr von Mosbach: Die Fächer haben einen praktischen Fokus und die Prüfungsleistungen fallen sehr individuell aus. In Leeds wird jedoch viel Wert auf selbstständiges Lernen gelegt. Das zeigt sich an den Präsenzzeiten in der Uni: In Mosbach habe ich regelmäßig 30 bis 35 Wochenstunden, in Leeds hatte ich lediglich zehn. Dafür musste ich sehr viel mehr Zeit in der Bibliothek verbringen und mich durch englische Fachliteratur kämpfen.
Dass in England Studiengebühren fällig werden, sieht man. Ständig wird gebaut und renoviert, die Vorlesungsräume und Bibliotheken sind modern und sehr gut ausgestattet. Zum Anfertigen der Studien- und Prüfungsleistungen stehen auf dem Campus alle Arbeitsmittel zur Verfügung, von Grafik-Programmen auf den PCs bis hin zu professionellen Radio- und TV-Studios.
Am meisten begeistert hat mich die„Leeds University Union“ (LUU), die Organisation der Studenten. In dem Gebäude der LUU auf dem Campus gibt es mehrere Pubs, Clubs und Bars, einen Supermarkt, einen Friseur und mehrere Club-Räume, unter anderem die von Studenten geführten Wohltätigkeitsorganisationen, die Studentenzeitung und das Radiostudio des Studentenradios. 200 Clubs, sogenannte Societies, gehören ebenso zur LUU. Man kann unter anderem fechten, surfen, für einen guten Zweck mit dem Fahrrad nach Berlin fahren oder Fernsehen machen.
Ich hab mich dem Studentenradio angeschlossen und hatte mit anderen Austauschstudenten eine wöchentliche Radioshow mit dem Namen „Abroadcast“ – definitiv eines der Highlights meines Auslandsaufenthalts. Am Ende habe ich sogar den Preis als „Best Female Newcomer“ bei den „Leeds Student Radio Awards“ gewonnen.
Mittlerweile ist schon einige Zeit her, seit ich nach England geflogen bin. Ob es sich gelohnt hat? Ich habe nun Freunde in England, Australien und Kanada, ich kann Radio machen und fließend Englisch sprechen. Ich bin an positiven sowie an negativen Erfahrungen gewachsen. Dem gegenüber stehen jedoch Studiengebühren von 4.500 Pfund und Kosten für Wohnheim, Verpflegung und Reisen. Ein Romantiker würde sagen, eine solche Erfahrung kann man mit Geld nicht messen. Ein Betriebswirtschaftler würde sagen, es ist eine Investition in die Zukunft. Für mich persönlich ist es eine Mischung aus beidem. Ich würde es auf alle Fälle wieder machen.“